#250Jahre Johannes E. Goßner

Leben und Wirken des Missionsgründers


Im Jahr 1837 werden zwölf Missionare nach Australien ausgesandt – der Beginn der Gossner Mission! Das freilich konnte damals niemand ahnen. Auch Missionsgründer Johannes Evangelista Goßner selbst nicht. Die Gründung eines Missionswerkes hatte er nie geplant oder auch nur vorangetrieben.

Die Gossner Mission aber trägt bis heute den Namen ihres Gründers – ein Indiz für die große Bedeutung, die dessen Denken und Glauben für die Geschichte und Gegenwart des Werkes hat. Am 14. Dezember 2023 steht der 250. Geburtstag Johannes E. Goßners an – Anlass genug für die Gossner Mission, dem Leben und Wirken des Gründervaters intensiver nachzuspüren.

Sozialdiakonische Arbeit in Berlin mitbegründet

Mission und sozialdiakonisches Wirken in Deutschland selbst gehörten für Johannes Evangelista Goßner stets unverrückbar (wie zwei „Zwillingsschwestern") zusammen. In Berlin erlebte er hautnah das Elend der Menschen in den Vorstädten. So gründete er „Kleinkinderbewahranstalten" (Kindergärten) und Suppenküchen, engagierte sich als Gefängnispfarrer und besuchte Kranke in verwahrlosten Wohnungen. Er initiierte Krankenpflegevereine, aus denen heraus sich das erste evangelische Krankenhaus entwickelte: das Elisabethkrankenhaus, die heutige Evangelische Elisabeth-Klinik am Berliner Lützowufer.

Weit über seinen unmittelbaren Wirkungsbereich hinaus bekannt wurde Johannes Evangelista Goßner durch seine seelsorgerisch-missionarischen Schriften. Ab 1834 gab er zudem die Zeitschrift „Die Biene auf dem Missionsfelde“ heraus, Vorläufer der heutigen Zeitschrift „Gossner.“.

1837 reisen die ersten Missionare aus

Er war im Komitee der Berliner Mission aktiv, trat aber aus, weil er die Institutionalisierung der Mission (Gehalt für Missionare, Bau eines großen Missionshauses, Verwaltungsapparat) ablehnte. Dann aber kamen im Dezember 1836 sechs Handwerker zu ihm – mit der Bitte um Aussendung in die Mission. Und dieser Bitte entsprach er schließlich gern.

Die ersten Missionare – es waren schließlich zwölf, nicht sechs – sandte Goßner „in eigener Regie" nach Australien aus. Ihre halbjährige Vorbereitung bestand im Vertrautmachen mit der Bibel und dem Gesangbuch als geistigem Handwerkszeug. Das erschien Goßner ausreichend. Die Missionare sollten das Evangelium predigen, sie sollten sich um soziale Belange kümmern und daneben ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Ein Gehalt erhielten sie – anders als die Missionare anderer Gesellschaften – nicht.
 
Goßner leitet bis zum Tod Mission und Krankenhaus

Bis zu seinem Lebensende leitete Johannes Evangelista Goßner Krankenhaus und Mission. Er sandte rund 140 Missionare und 60 Missionsschwestern in alle Kontinente aus. Darunter waren 16 ausgebildete Theologen. Die Sorge um die Zukunft seiner Werke vertraute Goßner dem Berliner Generalsuperintendenten Carl Büchsel an.  

Johannes E. Goßner starb am 30. März 1858 in Berlin. Er liegt begraben auf dem Friedhof der Bethlehems- oder Böhmischen Gemeinde in Berlin-Kreuzberg.

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Unorganisiert, überkonfessionell – und erfolgreich

Nach seinem Tod wurde auch Kritik laut an der unorganisierten und überkonfessionellen Form, in der Johannes E. Goßner seine Werke geleitet hatte.

Andere sahen und kommentierten diese Goßnersche Eigenart eher liebevoll. So schrieb Dr. Wilhelm Herbst, Leiter des Elisabeth-Krankenhauses, im 19. Jahrhundert:

„… Es gibt kaum einen Mann im Reich Gottes, der einen größeren Willen zu wirken gehabt und auch entfaltet hätte! Und keinen, der es ‚unpraktischer' angefangen hätte! (...) Gemeint ist folgendes: Goßner lehnte bewusst, hartnäckig, eigensinnig bei seinen Stiftungen und Gründungen alle Wege, Methoden, Organisationen, Arbeitsweisen ab, die sich nach natürlichem Verstand und allgemeiner Erprobung von selbst ergaben. Er macht es nie wie andere und wie es nach allgemeinem Urteil vernünftig und richtig ist! Goßner hat gar keine Methode! Er weiß keine und er bekümmert sich auch offensichtlich um keine.

Und dieser Mann will als erster, dass in der Reichshauptstadt Evangelische Krankenpflege getrieben wird? Und er will das ohne die bewährte preußische Organisation tun? Und dieser Mann will Missionare in alle Welt senden? Er will es nicht nur, er tut es auch! Aber er baut kein Missionshaus! Er gründet keinen ,Missionsverein'…“

Arbeit durch ökumenische Haltung geprägt

Trotz Goßners alternativer Herangehensweise haben Krankenhaus und Missionswerk bis heute Bestand. In der Gossner Mission wurde 1858 ein Kuratorium zur Leitung eingesetzt. Später entwickelte das Werk eine lutherische Prägung. Doch trotz der Annäherung an einen „normalen Missionswerkstyp" schaffte es die Gossner Mission stets, der Bürokratisierung und Erstarrung, die der Gründer so gefürchtet hatte, zu entgehen.

Heute sieht sich die Gossner Mission in der Nachfolge Johannes Evangelista Goßners als eine Missionsgesellschaft, die Mission ganzheitlich versteht, sich vielfältig engagiert und offen für neue Projekte ist. Dabei orientiert sie sich an Goßners Ablehnung starrer Prinzipien und Ordnungen und vor allem an seinen ökumenischen Überzeugungen.

Als besonderes Kennzeichen und in Nachfolge der Arbeit des Gründers behält die Gossner Mission neben den internationalen Partnerschaften und Projektunterstützungen im Globalen Süden auch eine „Deutschland-Arbeit“ bei.

Heute pflegt die Gossner Mission enge partnerschaftliche Beziehungen zur indischen Gossner Kirche, etwa durch die finanzielle Unterstützung von Projekten und durch ein intensives gegenseitiges Besuchsprogramm. Auch der Austausch von weltwärts-Freiwilligen trägt zu der guten und zukunftsgerichteten Partnerschaft bei. Die Gossner Mission ist zudem seit 1968 in Nepal tätig sowie seit 1970 in Sambia. Dabei steht Entwicklungszusammenarbeit im Fokus. Seit 2016 gibt es zudem eine Partnerschaft zu zwei Diözesen der Church of Uganda.

 

Johannes Evangelista Goßner

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